Kardiologie


Tiere leiden ebenso an Herzerkrankungen wie Menschen. Die Ursachen sind aber meistens völlig unterschiedlich. Das Ausmass des Herzleidens unserer Tiere, die Prognose und der sinnvolle Einsatz von Therapien setzt eine korrekte Diagnose voraus. Mit verschiedenen „Puzzle-Teilen“, bestehend aus der klinischen Untersuchung mit Auskultation des Herzens, dem EKG, dem Thoraxröntgen, Blutuntersuchungen und dem Ultraschall wird das Gesamtbild zusammengesetzt.

In der Ultraschalluntersuchung (Echokardiografie) werden die einzelnen Strukturen des Herzens und auch ihre Funktionen beurteilbar. Die Herzklappen, der Herzmuskel und der Blutfluss im Herzen wird dabei visualisiert.

Ultraschall bei der Katze

Vergrösserter linker Vorhof bei der Katze (Eindringstiefe um das ganze Herz darzustellen: 6cm)

Ultraschall beim Hund

Knotige Verdickungen der Mitralklappe bei einem kleinrassigen Hund (Eindringtiefe um das ganze Herz darzustellen: 10cm)


Hypertrophe Kardiomyopathie bei der Katze (HCMP)

Katzen erkranken relativ häufig am Herzen. Eine Studie schätzt, dass eine Herz-Erkrankung bei 10-30 Prozent der (tierärztlich betreuten) Katzen auftritt. Die idiopathische, hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) ist hier die häufigste Diagnose. Bei dieser Krankheit verdickt sich der Herzmuskel abnormal- die Ausprägungen sind jedoch vielfältig. 

Einige Katzenrassen sind häufiger betroffen als andere. Wahrscheinlich handelt es sich um eine genetische Prädisposition. Nichts desto trotz kommt sie bei allen Rassen vor, auch bei der Hauskatze. 

Gewöhnlich zeigen sich klinische Symptome bei der mittelalten Katze, aber auch Jungtiere oder bereits alte Katzen können Probleme zeigen. Wenn sich der Herzmuskel nur fokal, segmental und geringgradig verdickt, zeigen sich bestenfalls keine Symptome. Ist die Verdickung des Herzmuskels aber hochgradig und global, dann kann er seine Funktion nicht mehr wahrnehmen.

Ursache

Wahrscheinlich handelt es sich um eine genetische Prädisposition. Bei zwei Rassekatzen gibt es ein genetisches Screening, welches das «Krankheitsgen» ein - oder ausschliesst (bei Ragdoll und Maine Coon Katzen). Leider ist das Ergebnis nie zu 100 Prozent sicher. Die Züchter/innen sind sich dieser genetischen Erkrankung bewusst, und es wird bereits aktiv auf eine Zucht mit gesunden, geprüften Tieren geachtet. Bei allen anderen Rassen inklusive bei der Hauskatze, tritt die Krankheit aber ebenfalls auf.

Auch metabolische Entartungen wie eine Hyperthyreose (Endokrinopathie) oder ein systemischer Bluthochdruck aus unterschiedlichen Gründen, hat ebenfalls Einfluss auf den Herzmuskel und führt zu kardialen Anomalitäten und schlimmstenfalls zu einem Herzversagen.


Pathophysiologie

Die Ursache und der Auslöser der Hypertrophen Kardiomyopathie ist unbekannt. Bei der histologischen Untersuchung finden sich im Herzmuskel entzündliche und degenerative Muskelzellen mit Narbengewebe durchwachsen. 

Wenn der Herzmuskel verdickt ist, kann er sich nicht adäquat bewegen. Der Blutfluss ist in der rigiden Muskelkammer verändert- und der Druck erhöht sich im Herzen. Das führt zum Rückfluss des Blutes. Dadurch verändert sich die Durchblutung auch der Koronar-Arterien mit der Folge von Arrhythmien und verminderter Durchblutung des Herzmuskelgewebes. Dabei können Thromben und Thromboembolien entstehen, was zur Blockade der Aorta im Bauchraum- und dadurch eine plötzliche Lahmheit oder sogar zum Herztod führt.


Klinische Symptome

Die Folgen der Herzmuskelveränderungen führen zu klinischen Symptomen wie erschwerter Atmung, Bewegungsunlust oder Inappetenz. Die Erkrankung ist fortschreitend (progressiv), wie schnell und wie schwergradig die Auswirkungen sind, ist jedoch individuell also von Katze zu Katze unterschiedlich.

Viele Katzen leben lange ohne Symptome. Nicht bei allen Katzen können, beim Abhören mit dem Stethoskop, Nebengeräusche, eine Arrhythmie oder zusätzlichen Herztöne entdeckt werden. Herzerkrankungen zeigen leider häufig keine hörbaren Veränderungen.


Untersuchung/
weiterführende Diagnostik

Mit dem Elektrokardiogramm können Arrhythmien aufgedeckt werde. Im Thorax Röntgen erkennen wir eine vergrösserte Herz-Silhouette oder auch einen Flüssigkeits-Rückstau im Lungengewebe oder im Brustraum. Mit der Ultraschalluntersuchung werden anatomische Veränderungen am Herzmuskel-, Flussmuster und Drücke messbar. 

All diese Methoden sind Screening-Methoden, um auch bei nicht eindeutigen Ergebnissen in regelmässigen Abständen den Herzmuskel und seine Funktion zu überprüfen. Oft ist im frühen Krankheitsgeschehen die Diagnose HCMP nicht eindeutig zu stellen. Wenn die Messungen im Referenzbereich sind, kann bei regelmässigen Folgeuntersuchungen der Verlauf dokumentiert werden.

Farb-Doppler Darstellungen

dynamische subaorta- und midventrikuläre Obstruktionen führen zum links-Herzversagen

dynamische subaorta- und midventrikuläre Obstruktionen führen zum links-Herzversagen

durch Rückfluss hochgradig vergrösserter Vorhof: Aorta/linkem Vorhof > 1.5

durch Rückfluss hochgradig vergrösserter Vorhof: Aorta/linkem Vorhof > 1.5

verdickte Ventrikelwand mit vergrössertem linkem Vorhof

verdickte Ventrikelwand mit vergrössertem linkem Vorhof

Thorax Röntgen

seitliches Thorax Röntgen mit vergrösserter Herz-Silhouette und verdichtetem Lungengewebe

seitliches Thorax Röntgen mit vergrösserter Herz-Silhouette und verdichtetem Lungengewebe

«Valentins-Herz»: Ventro-dorsale Aufnahme mit vergrösserter Herz- Silhouette

«Valentins-Herz»: Ventro-dorsale Aufnahme mit vergrösserter Herz- Silhouette


Therapie

Eine vorsorgliche Therapie mit Medikamenten hilft nicht den Krankheitsprozess aufzuhalten oder zu verzögern. Bei der Diagnose einer Kardiomyopathie ohne auffällige, klinische Symptome können Antiarrhythmika und Blutverdünner eingesetzt werden. Wenn die Katze bereits klinische Symptome zeigt, müssen diese symptomatisch- medikamentell angegangen werden.


Prognose

Die Prognose ist abhängig von der Ausprägung der Herz-Muskel-Verdickung, und dem damit veränderten Blutfluss. Bei einem Rückstau mit Dilatation, Hochdruck und Arrhythmien ist die Prognose hingegen schlecht. Katzen mit sehr milden und nur fokalen Veränderungen ohne Folgeerscheinungen können lebenslang symptomlos bleiben.

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