Die Phytotherapie ist die medizinische Wissenschaft der Pflanzenheilkunde. Dabei kommen Pflanzen und Pflanzenbestandteile zum therapeutischen Einsatz. Das Wissen um Heilpflanzen und deren Einsatz gehört zu den ältesten Therapien - und ist sozusagen Teil unserer Evolutionsgeschichte. Historisch betrachtet, bestand die Medizin bis ins 18. Jahrhundert im Wesentlichen aus der Pflanzenheilkunde und schon immer hatte sie auch einen grossen Stellenwert in der Tiermedizin. Vor allem bei Bauern besteht eine lange Tradition, Kräuter und Blumen aus der Umgebung zur Gesunderhaltung der Tiere zu nutzen.
Mit der Zeit haben Wissenschaftler aus den Reinsubstanzen der Pflanzen Kopien auf chemischer Basis entwickelt. Daraus wurden und werden noch immer neuartige Strukturen erforscht und immer bessere Arzneimittel produziert. Leider ist mit diesem Fortschritt grosses Wissen um die heilende Wirkung unserer heimischen Pflanzen verloren gegangen.
In unserer Gesellschaft findet immer mehr ein Umdenken statt und die Nachfrage nach alternativen Heilmethoden ist grösser geworden. Dieser Trend ist auch in der Veterinärmedizin erkennbar. Es wird wieder vermehrt Forschung in der Phytomedizin betrieben, wodurch die heilenden Eigenschaften unserer Pflanzenwelt auch wissenschaftlich belegt werden können.
Die praktische Anwendungsmöglichkeit von Heilpflanzen ist sehr vielfältig und umfasst eine grosse Bandbreite. In den nachfolgenden Textabschnitten finden sich Porträts von Heilpflanzen, welche in unserer Praxis zum Einsatz kommen.
Bei Fragen rund um die Phytotherapie stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Es ist auch möglich einzelne Präparate direkt bei uns zu beziehen.
Wie beim Menschen, kommen auch bei Tieren immer wieder Episoden mit Magen-Darmstörungen und Durchfall vor. Johannisbrotmehl und die Karotte (als Suppe verabreicht) können dabei helfen. Wenn keine unterliegende, schwere Infektion vorliegt, kann damit manchmal sogar der Einsatz von Antibiotika hinausgezögert oder vermieden werden.
Der Affenbrotbaum ist im Mittelmeerraum und in Vorderasien heimisch. In der Phytomedizin werden die Samen verwendet. Ihre wichtigsten Wirkstoffe in der Phytomedizin sind Ballaststoffe und Flavonoide. Das Johannisbrotmehl wird aus den Samen gewonnen und bei Verdauungsstörungen und Durchfallerkrankungen eingesetzt.
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Die Karotte ist eine Kulturpflanze, welche in gemässigten und subtropischen Gebieten angepflanzt wird. In der Phytomedizin wird die Wurzel, also das Gemüse, als Saft, Brei oder Pulver genutzt. Die wichtigsten Inhaltsstoffe der Karotte sind das Beta-Carotin, Selen, ätherische Öle, Flavonoide und Pectine. Sie haben eine antimikrobielle, spasmolytische und antioxidative Wirkung. Der Kinderarzt Ernst Moro publizierte zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Suppenrezept als Schonkost bei Durchfall. Es werden 500 Gramm geschälte Karotten in 1 Liter Wasser während 1.5 Stunden gekocht. Dieser Brei wird dann erneut mit Wasser auf 1 Liter Flüssigkeit aufgefüllt und mit 3 Gramm Kochsalz gewürzt. Et voilà ist die Suppe parat.
Lassen Sie uns an Ihren therapeutischen Ergebnissen der «Moro’schen Karottensuppe» teilhaben!
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FarmerOnMars, SingleSpirulinaInMicroscope4WEB, CC BY-SA 3.0
Die Spirulina oder auch Blaualge genannt wird zwar als Alge bezeichnet, aber in Wirklichkeit handelt es sich dabei um Cyanobakterien, welche in salzigen und süssen Gewässern vorkommen. Durch das Chlorophyll, welches sie für die Photosynthese nutzen, erhalten sie ihre grüne Farbe. Heute wird die Blaualge grossflächig angebaut und aufgrund ihres hohen Gehalts an Eiweissen, Spurenelementen und Vitaminen als Nahrungsergänzungsmittel geschätzt. In der Tierernährung wird Spirulina zur Förderung der Verdauung, zum Aufbau von Muskulatur und zur Stärkung des Immunsystems eingesetzt.
Fragen Sie uns nach den Erfahrungen und den Einsatzmöglichkeiten eines von uns empfohlenen Kombipräparats mit diesem Inhalt.
Die Nieren - vor allem unserer Katzen - können im Alter versagen. In der Alternativmedizin gibt es Medikamente, welche die Nierenfunktion auf natürlicher Basis unterstützen können. Im Folgenden porträtieren wir zwei Pflanzen, die zur Herstellung solcher Präparate genutzt werden.
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Die Kanadische Gelbwurz wächst im Nordosten des amerikanischen Kontinents. Sie wurde ursprünglich von den amerikanischen Ureinwohnern hauptsächlich gegen Verdauungsstörungen, sowie Leber- und Herzbeschwerden eingesetzt. Die Phytomedizin nutzt die Wurzel der Gelbwurz, deren wichtigste Wirkstoffe Berberin und Hydrastin sind. In der Tiermedizin wird die Kanadische Gelbwurz in Produkten für Patienten mit einer Niereninsuffizienz eingesetzt.
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Kristian Peters -- Fabelfroh 07:55, 13 February 2007 (UTC), Solidago virgaurea frucht, CC BY-SA 3.0
Die Goldrute wächst vorwiegend auf der Nordhalbkugel. In der Phytomedizin werden die Blüten als Aufgüsse bei Nieren- und Blasenbeschwerden eingesetzt. Die wichtigsten Wirkstoffe sind ätherische Öle, Flavonoide, Saponine, Phenylglykoside und Gerbstoffe. Die Goldrute wirkt vor allem harntreibend, entzündungshemmend, krampflösend und schmerzlindernd.
Wir verwenden Kombinationen von Wirkstoffen, welche den Organismus des nierenkranken Patienten entlastet und die noch vorhandene Funktionsfähigkeit der Nieren erhalten soll.
Auch das Immunsystem unserer Tiere ist heute von der belasteten Umwelt, den Anforderungen und dem erhöhten Stresslevel in Mitleidenschaft gezogen. Ein geschwächtes Immunsystem öffnet die Tür für Viren, Bakterien, andere Toxine und vieles mehr. Im Folgenden sind zwei Pflanzen aufgeführt, welche das Immunsystem positiv beeinflussen und dadurch die Abwehr stärken und unterstützen sollen.
Die Mistel ist in Europa und Asien heimisch. Sie wächst als ein Halbparasit auf Bäumen und ernährt sich auch von diesen. Die Misteltherapie ist eine integrative Behandlung, welche in der Medizin hauptsächlich bei der Krebsbehandlung eingesetzt wird. Dies ist auch bei Pferd, Hund und Katze möglich. Die Wirkung ist immunmodulatorisch. Die körpereigene Abwehr erkennt die Krebszellen, wird aktiviert und kann sie im besten Fall zerstören oder zumindest ihre weitere Vermehrung verhindern. Diese Therapie wurde um 1920 von Rudolph Steiner und Ita Wegmann, den Begründern der anthroposophischen Medizin, für die Krebstherapie beschrieben. Noch heute kommt sie in der Human- und auch der Veterinärmedizin bei ausgesuchten Fällen komplementär zum Einsatz. Der wichtigste Wirkstoff der Mistel ist das Lectin.
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H. Zell, Echinacea purpurea 001, CC BY-SA 3.0
Echinacea kommt ursprünglich aus Nordamerika. Heute wird sie auch in Europa angebaut und ist in unseren Gärten eine beliebte Zierpflanze. In der Phytomedizin werden die Blüten, Blätter und die Wurzel verwendet. Die Wirkstoffe der Echinacea sind ätherische Öle, Glycoside, Alkylamine, Polyacetylene, Kaffeesäurederivate, Flavonoide und Arabinogalaktane. Sie wirken immunmodulierend, antibakteriell, antiviral, antimykotisch und wundheilungsfördernd. Ihre Extrakte werden bei Erkältungen, grippalen Infekten oder auch Harnwegsinfekten eingesetzt. Äusserlich angewendet sollen sie die Wundheilung fördern.
Fragen Sie und nach unserer Erfahrung, Dosierung und Anwendungsmöglichkeiten dieser Pflanzen.n.
Quellenangabe:
Texte: Der Botanische Garten der Veterinärmedizinischen Universität Wien, ein Nachschlagewerk Kräuter für Nutz-und Heimtiere ein Ratgeber für die Anwendung ausgewählter Heil-Gewürzpflanzen ISBN: 978-3-200-02690-2
Wikipedia und «Heilende Kräuter für Tiere» von C. Brendieck-Worm, F. Klarer, E. Stöger
https://www.fibl.org/de/themen/projektdatenbank/projektitem/project/134
https://www.mistel-therapie.de/wissenschaftliche-informationen/inhaltsstoffe-und-wirkprinzipien
Wikipedia: Morosche Karottensuppe