Entwurmung beim Pferd


In der heutigen Pferdepopulation dominieren v.a. die kleinen Strongyliden; die grossen Strongyliden kommen aufgrund des intensiven Anthelminthika – Einsatzes in weniger als 5% der Pferde vor. Zu hohe Behandlungsfrequenzen, die alleinige Nutzung einer Wirkstoffgruppe, hohe Besatzdichten sowie Unterdosierung und „off-label-use“ der Wirkstoffe gehören zu den Faktoren, welche die Resistenzbildung fördern. Jungtiere sind in ihren ersten drei bis vier Lebensjahren deutlich empfänglicher für Infektionen mit kleinen Strongyliden.


Entwurmung, Kot mit Würmern

Kot mit Würmern

Analog zu anderen Therapieentscheiden sollte vor jeder Behandlung die Zielsetzung des Anthelminthika-Einsatzes definiert werden. Dazu gehört die Kenntnis des Spektrums der zu kontrollierenden Parasiten, inklusive der im Tier erwarteten Entwicklungsstadien, deren Resistenzstatus und die Wahl des für diese Behandlung geeigneten Anthelminthikums.

Eine konsequente Weidehygiene gilt dabei bereits seit längerer Zeit als ein Grundpfeiler einer nachhaltigen Parasitenprophylaxe. Eine alternierende Weidenutzung von Pferden und Wiederkäuern ist geeignet, den Infektionsdruck mit parasitischen Nematoden für jede beteiligte Tierart deutlich zu reduzieren, da die Erreger mit sehr wenigen Ausnahmen eine hohe Spezifität aufweisen.

Entwurmungen bei Fohlen, Jungtieren und adulten Pferden

Fohlen (bis 1-jährig), kein Moxidectin (Equest) 

  • 8 Wochen Ivermectin
  • 16 Wochen Fenbendazol an 5 aufeinander folgenden Tagen
  • 24 Wochen Fenbendazol an 5 aufeinander folgenden Tagen
  • 32 Wochen Ivermectin/Praziquantel Kombipräparat oder Pyrantel in der Dosierung gegen Bandwürmer

Jungtiere (1-5-jährig)

  • Alle 3 Monate mit wechselndem Wirkstoff

Adulte Pferde (ab 5-jährig)

1. Jahr - Beginn der selektiven Entwurmung

  • Epidemiologische Analyse des Bestandes durch den Tierarzt (Art und Umfang des Weideganges und der Raufutteraufnahme, Tierbesatz, Weidehygiene und –management, Altersstruktur der Herde). Separate Abklärung bei Verdacht auf Befall mit Lungenwürmern, Leberegeln und Oxyuren.
  • Individuelle Kotuntersuchungen (McMaster) alle 2 Monate, beginnend im April/Mai.
  • Individuelle Entwurmung klinisch gesunder Pferde bei ≥ 200 Strongylideneiern pro Gramm Kot oder Nachweis von Parascaris/Anoplocephaliden.
  • Wirksamkeitsprüfung nach Behandlung (Eizahlreduktionstest, pro Wirkstoffgruppe alle 1 – 2 Jahre, dabei wird zusammen mit der Behandlung die aktuelle Eiausscheidung gemessen, welche dann nach einem Intervall von 10 (Benzimidazole, Pyrantel) bzw. 14 Tagen (Ivermectin, Moxidectin) erneut bestimmt wird.
  • Larvenkultur zur Erfassung des Strongylidenspektrums (jährlich, für die Differenzierung kleiner und grosser Strongyliden).
  • Sicherheitsbehandlung im November/ Dezember (nach dem ersten Frost) mit einem Kombinationspräparat: Ivermectin/Moxidection und Praziquantel.
  • Separate Abklärung bei Verdacht auf Befall mit Lungenwürmern, Leberegeln und Oxyuren

Ab 2. Jahr - Nach Beginn der selektiven Entwurmung 

  • Individuelle Kotuntersuchungen; Intervalle abhängig vom generellen Infektionsniveau im Bestand,mindestens jedoch 2x pro Weidesaison
  • Alle folgenden Punkte bleiben gleich

Neuzugänge

  • Kotuntersuchung und anthelminthische Behandlung mit Erfolgskontrolle vor Integration in den Bestand.


Die Strategie der selektiven Behandlungen sieht vor, dass für die Bewertung des Infektionsgeschehens regelmässige quantitative Kotuntersuchungen Voraussetzung sind, mit denen Parasitenspektrum und Ausscheidungsintensität dokumentiert werden. Mit 200 Strongylideneiern pro Gramm Kot (EpG) wurde ein Schwellenwert für die anthelminthische Behandlung definiert.

Der Umfang der Eiausscheidung weist beim adulten Pferd individuell ein hohes Mass an Konstanz auf. Wird bei adulten Pferden während zweier Untersuchungen zu Saisonbeginn eine Eiausscheidung unterhalb von 250 EpG festgestellt, liegt die Wahrscheinlichkeit bei über 80%, dass die Ausscheidung dieser Tiere auch in nachfolgenden Analysen unterhalb dieses Wertes bleibt.

Es besteht zweifellos ein Zielkonflikt zwischen der wirksamen Kontrolle der grossen Strongyliden und der Eindämmung der Anthelminthika-Resistenz der kleinen Strongyliden, da die mit dem selektiven Kontrollansatz verbundene Reduktion des Anthelminthika-Einsatzes ein Umfeld induzieren kann, welches einer Ausbreitung von S. vulgaris (grosse Strongyliden) entgegen kommt. Die kontinuierliche Überwachung von S. vulgaris muss daher als wichtiger Teilaspekt des selektiven Kontrollansatzes ernst genommen werden.

Quelle: SAT (Schweizer Archiv für Tierheilkunde) Feb 2014, Helminthen beim Pferd

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