Wunden sind ein grosses Thema in der Pferdewelt. Je nach Lokalisation, Tiefe und Grösse können sie im Stall versorgt und genäht werden. Bei Komplikationen, wie beispielsweise der Beteiligung einer synovialen Struktur (Gelenk, Sehnenscheide etc.) oder einer schwer zugänglichen Lokalisation werden die Tiere an eine Klinik nach Wahl der Besitzer überwiesen.
Bevor die Art der Wundversorgung bestimmt werden kann, muss eine korrekte Untersuchung durchgeführt werden.
Befindet sich die Wunde an einer Gliedmasse, wird das Pferd zuerst im Schritt und Trab vorgeführt, um eine eventuelle Lahmheit festzustellen. Danach wird die Wunde meistens unter Sedation ausgeschoren und gesäubert, was eine erste Beurteilung der Lokalisation, Tiefe und Grösse ermöglicht. Ist die Hautschicht durchtrennt, wird die Wunde mit einem Metallstäbchen (Sonde) abgesucht, um deren Ausdehnung (mögliche Wundtaschen) und Tiefe genau zu ermitteln. Je nach Befund sind weitere Untersuchungen nötig. Stösst die Sonde zum Beispiel in der Tiefe auf Knochen, ist meistens eine Röntgenuntersuchung sinnvoll, um mögliche Veränderungen am Knochen festzustellen. Je nach Lokalisation und Ausdehnung muss auch die Beteiligung einer synovialen Struktur (Gelenk, Sehnenscheide oder Schleimbeutel) in Betracht gezogen werden. Ist dies der Fall und eine solche Struktur wurde eröffnet, können Bakterien eindringen und einen grossen Schaden verursachen, was für das Pferd schlussendlich lebensbedrohlich werden kann. Aus diesem Grund wird der Patient umgehend an eine Klinik überwiesen, wo die betroffene synoviale Struktur entweder stehend unter Sedation oder arthroskopisch (Videoassistiert) in Vollnarkose gespült wird.
Ist die Wunde unkompliziert und eine Wundversorgung dementsprechend im Stall möglich, wird das Pferd sediert und anschliessend eine Lokalanästhesie (örtliche Betäubung) durchgeführt, die Wunde nochmals gründlich gereinigt und grosszügig gespült. Besteht in einem Bereich eine grössere Wundtasche, kann diese am tiefsten Punkt eröffnet werden, damit entstehendes Sekret abläuft. Oft ist auch das Einbringen eines Drains (Plastikband) nötig, damit sich eine solche Öffnung nicht frühzeitig wieder schliesst. Danach kann die Wunde, sofern ausreichend Haut vorhanden ist, genäht werden.
Je nach Lokalisation wird die genähte Wunde im Anschluss mit einem Verband abgedeckt und geschützt. Dieser dient auch dazu die betroffene Stelle zu immobilisieren, damit die Heilung nicht durch zu viel Bewegung und Zug auf die Wundränder gestört wird. Das Pferd erhält meistens für ein paar Tage Entzündungshemmer / Schmerzmittel und Antibiotika und der Verband wird je nach Sekretion der Wunde alle paar Tage gewechselt. Nach 10-14 Tagen können die Fäden schlussendlich gezogen werden.
Es ist auch möglich, dass die Wunde nicht genäht werden kann und sekundär heilen/ zugranulieren muss. Auch hier gibt es aber verschiedene Möglichkeiten (Verbände, Salben etc.), um die Heilung des Gewebes zu unterstützen.
Pferde sind sehr anfällig für Wundstarrkrampf (Tetanus). Eine korrekte Impfung ist daher äusserst wichtig, da die Erkrankung häufig tödlich verläuft. Hat ein ungeimpftes Pferd eine Verletzung, muss es unbedingt eine Prophylaxe und eine korrekte Grundimmunisierung erhalten.
Wunden sind ein grosses Thema in der Pferdewelt und für die Besitzer oftmals schwierig einzuschätzen. Es ist daher meist ratsam, bei Unsicherheit einen Tierarzt beizuziehen.